Kurz zum Leistungssport – für alle, die es interessiert;-))
Ursprünglich plante ich, mich dem Leichtathletik-Team des IIT anzuschließen. Die ersten zwei Wochen trainierte ich mit den Jungs aus dem Laufteam und wurde sehr herzlich aufgenommen. Sie integrierten mich sehr schnell, zeigten mir die verschiedenen Laufstrecken und nahmen mich auch außerhalb vom Sport zu kulturellen Veranstaltungen mit.
Für die Athleten vom IIT steht im Dezember der Hauptwettkampf des Jahres an. Deren Training besteht momentan hauptsächlich aus wettkampfspezifischen kurzen Tempoläufen und Krafttraining. Da ich relativ viel krank war in den letzten Monaten und auch keinen Wettkampf im Dezember bestreite, unterscheiden sich die Trainingseinheiten des Teams oft von meinen Plänen. Daher laufe ich hauptsächlich alleine und nach den Trainingsplänen meines Trainers aus Deutschland.
Besondere Herausforderungen:
Das heiße und feuchte Klima Chennais bringt gerade im Ausdauersport große Herausforderungen mit sich. Für mich stellte sich schnell heraus, dass ich entweder früh morgens (5:30-7:00) oder abends nach Sonnenuntergang trainieren muss. Tagsüber zerlaufe ich in der Sonne und selbst im Dunkeln macht mir die Hitze und die Luftfeuchtigkeit stark zu schaffen. Da die Temperatur auch nachts nicht unter 35°C-30°C fallen, ist selbst das Training im Dunkeln heiß.
Neben dem Klima tauchte noch ein weiteres, unerwartetes Problem auf. In Deutschland bin ich froh, wenn ich mal nicht ganz alleine im Stadion meine Runden drehe.
Hier allerdings kann man vor lauter Menschen auf der Bahn nur Zick Zack laufen, da das Stadion hier gleichzeitig als Trainingsstätte, Spielplatz und Treff zum Spazierengehen genutzt wird.
Sobald es regnet, sind jedoch sowohl Straßen, als auch das Stadion leer. Bei Regen wird sämtliches Training der Teams gecancelt und auch sonst geht kaum jemand vor die Tür. Dabei finde ich lustig zu beobachten, dass die Inder schon bei kaum zu spürenden Regentropfen einen Regenschirm aufspannen. Warum dies so ist, kann mir jedoch keiner richtig sagen. Immer wenn ich frage, weswegen z.B. das Training bei Regen ausfällt, bekomme ich keine Antwort. Für mich aber optimal, dass die Regenzeit gerade anfängt und ich somit doch oft ein leeres Stadion vorfinde :-)
Die Luftqualität auf dem Campus ist normalerweise in Ordnung, da nicht so viele Autos unterwegs sind und der gesamte Campus voll mit Bäumen ist. Außerhalb des IIT würde ich allerdings nicht ohne Atemmaske trainieren gehen. Schon bei kurzen Radfahrten während der Rushhour in der Stadt bekommt man den Smog zu spüren und muss ständig husten. Nach „Diwali“ war sogar die Luft im Campus zu verdreckt zum trainieren und ich musste das Laufen für einige Tage einstellen.
In Deutschland trainiere ich regelmäßig alternativ auf dem Rad oder im Wasser. Beides ist für mich hier nicht möglich. Zu meiner großen Enttäuschung ist das Schwimmbad wegen der langen Hitzeperiode und des Wassermangels seit Anfang des Semesters geschlossen und es gibt keine Informationen, wann und ob es wieder öffnet. Also kein Schwimmen oder Aquajogging aktuell... (über Weiteres bin ich jetzt nicht so traurig ;-)) Das Radfahren gestaltet sich leider ebenfalls schwierig. Die Straßen außerhalb des Campus sind so verstopft, dass kein sinnvolles Rennrad-Training möglich ist. Nur wenn man weit aus der Stadt herausfährt, lässt der Verkehr nach, was aber mit einem hohen zeitlichen Aufwand verbunden ist.
Hier noch ein kurzer Einblick in mein Training:
Allgemeine Sportangebote:
Sportangebote gibt es reichlich auf dem Campus. Zu den verschiedensten Sportarten gibt es Teams und Sportanlagen: Fußball, Badminton, Leichtathletik, Tennis, Squash, Cricket, Frisbee, Tischtennis...
Auch ein Fitnessstudio befindet sich auf dem Campus, das den Studenten kostenlos zur Verfügung steht. Ungewohnt sind für mich allerdings die geschlechtergetrennten Öffnungszeiten. Mädels können es nur morgens bis ca. 9 Uhr und abends ab 16:30 Uhr nutzen, ab 17:30Uhr bis ca. 21 Uhr steht es für alle zur Verfügung. Die Geräte sind alt und die meisten lassen sich nicht in der Höhe verstellen, weil die Schrauben kaputt sind. Insgesamt sind aber einige Geräte vorhanden, man muss nur etwas kreativ sein;-).
In jedem Hostel befinden sich Badmintonfelder und im Innenhof ein Volleyballfeld. Optimal für abendliche Stabisessions unter einem Ventilator :-).
Wie es sich für Indien gehört, gibt es natürlich auch Yoga Kurse auf dem Campus (3x wöchentlich). Durch das heiße Klima hat man hier jede Session Hot-Yoga ganz ohne Wärmelampen...
Die Teilnahme an Trainings in den verschiedenen Teams ist für Austauschstudenten kein Problem. Nur die Teilnahme an Inter IIT Meisterschaften ist ausschließlich für fest eingeschriebene Studenten am IIT möglich und somit für uns Austauschstudenten ausgeschlossen. An allen anderen Wettkämpfen kann man ohne Problem teilnehmen.
Insgesamt bin ich sehr positiv überrascht über die vielfältigen sportlichen Möglichkeiten, die den Studenten kostenlos zur Verfügung stehen.
Das hatte ich ehrlich gesagt gar nicht erwartet, da ich von Indien in den Medien in Bezug auf Sport bisher kaum etwas erfahren habe.
Außerhalb des Campus besteht noch die Möglichkeit für wenig Geld am Kovalam Beach surfen zu gehen oder das Wasser zum Schwimmen zu nutzen.
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